24.02.2023

„Wo finde ich Hoffnung?“ (Teil 5)

Wahrheit tut gut

Allerdings kann Licht unseren Augen auch schaden, deshalb wird es von diktatorisch regierten Staaten mitunter sogar als Foltermethode eingesetzt. Aber jeder, der vielleicht als Wanderer im Dunkeln herumtappt, wünscht sich wahrscheinlich nichts sehnlicher als Licht. Bei Ladendiebe oder Kriminelle bleiben vielleicht lieber im Dunkeln - die meisten Menschen allerdings wünschen sich die Zeit herbei, wenn es in ihrem Leben wieder hell wird.  

Wie mit dem Licht, so ist es auch mit der Wahrheit. „Wahrheit tut gut“ – unter diesem Titel steht auch die aktuelle Ausgabe der Senderreihe „Thema des Monats“ im ERF Süd. Dabei kommt Ulrich Parzany, der bekannte Buchautor und Referent, auf die Schlagzeilen der letzten Jahrzehnte zu sprechen und fragt sich, ob Wahrheit immer gut tut. „Whistle Blower“ Edward Snowden hat immerhin einen hohen Preis dafür bezahlt, dass er die Wahrheit über die Überwachungsstrategien seines Heimatlandes enthüllte. Seither lebt er im Exil in Moskau und wird von vielen seiner Landsleute in den USA als Vaterlands-Verräter betrachtet. Wahrheit kann also für den Einzelnen eine Gefahr bedeuten, während sie für den anderen zur wahren Befreiung wird.

Wenn es um die Frage nach der Wahrheit geht, ist eine Person besonders interessant – und das ist der in der Bibel erwähnte Pontius Pilatus. Er hat sogar Eingang ins Glaubensbekenntnis der Christen gefunden. Da heißt es, „gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben. Am dritten Tag aber auferstanden und aufgefahren in den Himmel“. Pontius Pilatus war in den Jahren 26-36 n. Chr. nachweislich römischer Statthalter der Provinz Judäa, als Jesus von den Juden zu ihm gebracht wurde, weil sie ihn hinrichten lassen wollten.

Im Verhör stellte Pilatus Jesus die Frage: „Was ist Wahrheit?“ (Johannes 18,38). Diese Frage stellen wir im Grunde bis heute. Das ist keine Frage, die nur in der Antike Relevanz hatte. Die letzten 20-40 Jahre unserer Geschichte waren im Grunde davon gekennzeichnet, dass Wahrheit nicht länger als eine absolute Größe angesehen wurde. Vielmehr galt die Devise: „Du hast deine Wahrheit und ich habe meine Wahrheit.“ Statt die Wahrheit zu erkennen und danach zu handeln, wollen wir uns lieber nach dem richten, was uns Gewinn bringt und guttut.

Das Gleiche dachte Pilatus. Seine scheinbar so kluge, philosophisch gewiefte Frage „Was ist Wahrheit?“ ist eigentlich nicht anderes als eine leere Phrase, hinter der Pilatus versteckte, dass es ihn letztlich nur  um seinen eigenen Vorteil ging und er an der Wahrheit gar nicht interessiert war. Denn gleich nachdem er Jesus diese Frage gestellt hatte, gab Pilatus zu, dass er keine Schuld an Jesus fand. Aber handelt er danach? Nein. Pilatus ließ Jesus foltern und hinrichten. Er war an der Wahrheit nicht interessiert. Deshalb entschied er sich gegen sie und zeigte damit aber auch, dass er ein Feigling war, der sich aus Angst um seine Karriere von einem wütenden Mob manipulieren ließ.

Diese Stelle der Bibel deckt auf, wie auch wir uns manchmal hinter weisen philosophischen Fragen und Argumenten verstecken, die letztlich dazu da sind, nur unseren Egoismus, unsere Feigheit und unsere Angst zu verschleiern. Deshalb ist die Bibel wie ein Spiegel, in den wir schauen und uns selbst erkennen, mit all unseren Fehlern und Macken. Aber lieber als bloßgestellt zu werden, investieren wir unsere Energie dafür, alle unsere Schwächen zu tarnen, um die Fassade aufrecht zu erhalten. Was uns hindert, Gott zu gehorchen, sind sehr oft nicht die intellektuellen Zweifel, die jeder von uns kennt, sondern die Angst, dass Gott alle unsere Fehler aufdeckt und von uns möchte, dass wir sie hinter uns lassen.

Wer aber Jesus vertraut und glaubt, dass er unsere Schuld nicht aufdeckt, um uns bloßzustellen, sondern die Schande unserer Schuld am Kreuz selbst auf sich genommen hat, der wird nie mehr zurück in seine Lüge und Heuchelei wollen, sondern ein Leben im Licht führen. Genau das geschieht, wenn wir zu Jesus kommen. Und wie in der Natur, so wird dieses Licht dann auch in unserem Leben „Wachstumskräfte“ freisetzen. Dadurch können wir der Herrlichkeit und Barmherzigkeit Gottes immer näher kommen und sogar anderen Menschen von der Wahrheit Gottes erzählen.

Näheres dazu hören Sie im sechsten Teil der Sendereihe „ERF Thema des Monats“ - im Februar unter der Überschrift „Wo finde ich Hoffnung“. Vertiefende Literatur rund um die aktuellen Fragen unserer Gesellschaft finden Sie im Buchshop der ERF Buchhandlung "Buchgalerie", online unter buchgalerie.com

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