16.03.2023

„Warum werden Christen noch immer verfolgt?“ (Teil 4)

Christenverfolgung in China

Schuld daran ist auch die maoistische Rhetorik und Ideologie, die in der Verfassung verankert und an den Universitäten wieder verstärkt propagiert wird. Das beginnt bereits im Kindergarten. Das ganze Volk wird systematisch indoktriniert und gleichgeschaltet. Christen gelten in diesem System – wie könnte es anders sein – als eine Bedrohung für den Staat und werden deshalb in allen Lebensbereichen benachteiligt. Sie werden z.B. vor die Wahl gestellt, ihren Glauben aufzugeben oder ihre Arbeitsstelle zu verlieren. Lehrinhalte in den Gottesdiensten der offiziell angemeldeten Kirchen unterliegen der staatlichen Zensur, die streng darauf achtet, dass nur staatskonformes Gedankengut weitergegeben wird. Kinder unter 18 Jahren dürfen überhaupt nicht an religiösen Veranstaltungen teilnehmen, ebenso wenig wie Lehrer oder andere systemrelevante Berufsgruppen. Wenn Kirchen den Gottesdienstbesuch solcher Gesellschaftsgruppen nicht unterbinden, müssen sie mit Schließung oder sogar der Zerstörung ihrer Kirchengebäude rechnen. All das sind gravierende Eingriffe in die Religionsfreiheit. Christen in China bereiten sich allerdings schon darauf vor, dass diese staatlichen Kontrollen in den kommenden Jahren noch strenger werden.

Durch die Einführung des „Social Scoring“, einem staatlichen Punktesystem, mit dem jeder Bürger in China dafür bewertet wird, wie staatskonform er lebt, ist alles nur noch schlimmer geworden. Wer nicht staatskonform denkt und handelt, muss mit erheblichen sozialen und finanziellen Nachteilen rechnen. Das kann z.B. dazu führen, dass es unmöglich wird, einen Führerschein zu machen oder die Kinder in die Schule zu schicken. Oft wird auch die Bewegungsfreiheit eines Christen innerhalb und außerhalb des Landes stark eingeschränkt oder unmöglich gemacht. Durch die Überwachungssysteme, die man schon heute überall im Land findet, funktioniert das sehr gut. Die vielen Kameras mit Gesichtserkennungssoftware ermöglichen es, dass die Identität einer Person auch über große Distanzen erfasst wird und sozialen Gruppen zuordnet werden kann. Konten und Überweisungen bleiben den Augen des Geheimdienstes in China ebenso wenig verborgen wie Einkäufe und Bewegungsmuster auf den Straßen. Das Internet wird in China stark zensiert: Bibel-Apps oder verschiedene einschlägige Messanger können nicht benutzt werden.

In den letzten zehn Jahren wurden in China mehr als 20 000 Kirchen und kirchliche Einrichtungen geschlossen oder zerstört. 2021 wurden neue Richtlinien für das religiöse Leben in China erlassen, die es Christen noch schwerer machen, ihren Glauben praktisch auszuleben. Selbst im Alltag haben Christen wegen ihres Glaubens oft zu leiden und werden vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Die Hilfsorganisation „Open Doors“ ist bemüht, sich all dieser Probleme anzunehmen und zu helfen, wo es geht. Johann Bäcker, ein Mitarbeiter von Open Doors berichtet in der aktuellen Ausgabe der Sendereihe „Thema des Monats“ im ERF Süd anhand vieler Beispiele über die Situation der Christen in China. Damit möchte er uns hier in Europa dazu motivieren, diese Christen in China und ihre Bedrängnis nicht zu vergessen. Vielmehr haben wir die Möglichkeit, uns über ihre Situation zu informieren und im Gebet für sie einzustehen.

Näheres dazu hören Sie im sechsten Teil der Sendereihe „ERF Thema des Monats“ - im März unter der Überschrift „Warum werden Christen noch immer verfolgt?“ Vertiefende Literatur rund um die aktuellen Fragen unserer Gesellschaft finden Sie im Buchshop der ERF Buchhandlung "Buchgalerie", online unter buchgalerie.com

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