06.03.2023

„Warum werden Christen noch immer verfolgt?“ (Teil 1)

Christenverfolgung weltweit, 1. Teil

Seit 30 Jahren bringt das internationale Hilfswerk „Open Doors“ den sogenannten „Weltverfolgungsindex“ heraus, eine Auflistung der 50 Länder, in denen Christen wegen ihres Glaubens am stärksten verfolgt werden. Markus Rode, der Leiter von "Open Doors" in Deutschland, berichtet in der neuen Ausgabe der Reihe "Thema des Monats" im ERF Süd in einem Interview von der aktuellen Entwicklung in den einzelnen Ländern. Dabei kommt er auch darauf zu sprechen, wie wir uns in den Ländern der westlichen Welt für die Christen einsetzen können, die verfolgt und gequält werden.

Tatsächlich erleben wir heute weltweit die größte Christenverfolgung aller Zeiten – und es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. In den meisten der 50 aufgeführten Länder der Erde sind Christen einem extrem hohen Maß an Verfolgung ausgesetzt. Vor allem in einigen Ländern Afrikas wie z. B. Eritrea ist die Gewalt schier unerträglich geworden. Das ist vor allem auf den sich immer mehr ausbreitenden Islam zurückzuführen. Islamistische Gruppierungen ermorden und vertreiben Christen, wo immer sie können. In China hingegen ist es vor allem die digitalisierte Überwachung von Kirchen, christlichen Gemeinden und einzelnen Gläubigen, die bei der Verfolgung angewandt wird. Der Bewegungsspielraum der Christen in China wird immer kleiner, je engmaschiger die Maschinerie und das Instrumentarium der Überwachung werden.

Xi Jing-Ping, der chinesische Machthaber, lässt immer mehr Lebensbereiche seiner Bürger systematisch überwachen und kontrollieren. Für Christen besonders problematisch ist das „Social Scoring“, durch das jeder in China in einer Datenbank erfasst und hinsichtlich seiner Loyalität zu Xi Jing-Ping bewertet und eingestuft wird. Für Christen eine ganz besonders perfide Methode, weil ihr Glaube an Jesus Christus dem Personenkult eines Xi Jing-Ping total widerspricht. „Social Scoring“ wird dazu benutzt, um Christen in ihrer Bewegungs- und Reisefreiheit massiv einzuschränken und auf dem Arbeitsmarkt zu benachteiligen.

Im Irak und in Syrien haben Überreste des IS sogenannte „Kalifate“ eingerichtet, in denen Christen, die trotz radikaler Islamisierung in ihrer Heimat geblieben sind, systematisch benachteiligt und unterdrückt werden. Es gibt so gut wie keine Zukunftsaussichten für sie. Verschärft hat sich auch die Situation der Christen in manchen Ländern Lateinamerikas. Schuld daran sind Drogenkartelle und Mafiagruppen, aber auch die staatlichen Strukturen kommunistischer Regierungen, wie in Kuba oder Nicaragua, durch die Menschen, die an Jesus glauben zunehmend Repressalien ausgesetzt sind.

Das von Christenverfolgung am stärksten betroffene Land ist jedoch nach wie vor Nordkorea. Seit 30 Jahren fast durchgängig steht dieses Land an der Spitze des Weltverfolgungsindexes. Markus Rode, der das asiatische Land vor einigen Jahren selbst besucht hat, beschreibt das dort herrschende „antigöttliche System“ als wahre Hölle für Christen. Kim Il-Sung, den das nordkoreanische Volk gezwungenermaßen noch immer gezwungen, als „ewige Sonne“ verehren muss, wie auch sein Nachfolger Kim Jong-il und der aktuelle Machthaber Nordkorea, Kim Jong Un, haben eine Staatsreligion ins Leben gerufen, die als „Juche-Ideologie“ oder „Kimilsungismus“ bezeichnet wird. Weil Christen sich diesem Führerkult nicht unterwerfen, gelten sie in Nordkorea als Abtrünnige und Staatsfeinde, die ausgerottet werden müssen. Sie werden verfolgt, eingesperrt und in den nordkoreanischen Arbeitslagern auf grausamste Art und Weise gefoltert.

Wer in Nordkorea mit einer Bibel erwischt wird, muss sogar damit rechnen, öffentlich hingerichtet zu werden. Wie bekannt, geht die Hilfsorganisation „Open Doors“ bei der Erstellung des Weltverfolgungsindexes nach einem Punktesystem vor, bei dem je nach Intensität und Brutalität der Verfolgung Punkte von 1 – 100 vergeben werden. Nach diesem Punktesystem erreichte Nordkorea im Jahr 2022 von 100 möglichen Punkten 98. Wenn auch niemand genau sagen kann, wie viele Christen es in Nordkorea gibt, so geht man aktuell davon aus, dass mindestens 70 000 Christen in Arbeitslagern festgehalten und gefoltert werden. Die Methoden dieser Folter sind so grausam, dass sie von erfahrenen Mitarbeiter der Hilfsorganisation nur noch als brutal und menschenverachtend geschildert werden.  

Mit seinem jährlich erscheinenden Weltverfolgungsindex möchte die Hilfsorganisation „Open Doors“ diesen unterdrückten und verfolgten Christen zumindest eine Stimme geben und auf das Leid aufmerksam machen, dem sie ausgesetzt sind. Gleichzeitig stellt die Rangliste auch eine „Weltkarte der Hoffnung“ dar, weil sie uns zeigt, dass es Christen mit ihrer Botschaft der Hoffnung in all diesen Ländern gibt – allen Widrigkeiten zum Trotz. Das zeigt uns auch, dass Gott größer ist, als all das Schreckliche, was in diesen Ländern geschieht. Er wird die Machthaber eines Tages zur Rechenschaft ziehen. Das zu wissen kann uns ermutigen, im Glauben festzuhalten und im Gebet für die verfolgten Christen einzustehen, die auch heute bereit sind, für die Wahrheit ihres Glaubens zu leiden und zu sterben.

Näheres dazu hören Sie im sechsten Teil der Sendereihe „ERF Thema des Monats“ - im März unter der Überschrift „Warum werden Christen noch immer verfolgt?“. Vertiefende Literatur rund um die aktuellen Fragen unserer Gesellschaft finden Sie im Buchshop der ERF Buchhandlung "Buchgalerie", online unter buchgalerie.com

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