22.12.2022

Faszination Weihnachten im ERF Süd

In weniger als einer knappen Stunde gehen mehr als 2000 Menschen an dem Musiker vorbei, doch erst nach drei Minuten bemerkt einer der Passanten, dass hier Musik gespielt wird, verzögert seine Schritte für ein paar Sekunden – und geht weiter. Zehn Minuten später bleibt ein dreijähriger Junge stehen, doch die Mutter zieht ihn sofort mit sich, der Junge wehrt sich, bleibt erneut stehen, doch die Mutter ist dagegen und reißt ihn mit sich. Es kommen weitere Kinder, die gern vor dem Musiker stehen bleiben würden, doch ihre Eltern, ob Vater oder Mutter, zerren die Kinder mit sich.  

Insgesamt haben 20 Personen in dieser ersten dreiviertel Stunde etwas Geld in den Geigenkasten geworfen, sind dabei aber weitergegangen, ohne ihr Schritttempo zu verlangsamen. Der Musiker beendet nach knapp einer Stunde sein Spiel. Daraufhin wird es still, kein einziger der Vorbeihastenden applaudiert. Was kaum einer der Passanten in dieser Stunde in der U-Bahn wahrgenommen hatte: Der Mann spielte einige der kompliziertesten und schwierigsten Stücke für Violine des großen Meisters barocker Musik, Johann Sebastian Bach. Die Violine, auf der er spielte, hatte einen Wert von 3,5 Millionen Dollar. Und bei dem Musiker handelte es sich um den großartigen Violinisten Joshua Bell.

Dieser Starviolinist trat bereits im Alter von 14 Jahren als Solist mit dem Philadelphia Orchestra unter dem Stardirigenten Riccardo Muti auf und erregte mit seinem Debüt in der ehrwürdigen Carnegie-Hall in New York City im Jahr 1985 weltweites Aufsehen. Im Laufe der nächsten Jahre trat Joshua Bell mit nahezu allen bedeutenden Orchestern und Dirigenten unserer Zeit in allen größeren Konzerthäusern auf. Er gilt als einer der berühmtesten Violinisten unserer Zeit. Zwei Tage vor seinem Spiel in der U-Bahn spielte Joshua Bell bei einem ausverkauften Konzert in Boston, für das Besucher Eintrittskarten mit einem Durchschnittspreis von bis zu 100 Dollar pro Ticket zu zahlen bereit waren.

Jetzt stand Joshua Bell, dieser großartige Violinist unserer Zeit, in der U-Bahn und spielte inkognito und versteckt hinter einer großen Mütze auf der Straße – und niemand wollte sich auch nur einige Minuten Zeit für sein Spiel nehmen, niemand wollte ihn hören - weil alle es so unendlich eilig hatten. Das Ganze war ein Experiment, das von niemand Geringerem in Auftrag gegeben worden war als der „Washington Post“, einer der weltbekanntesten Zeitschriften mit ihrem Hauptsitz in den USA, in Washington D.C., bei der mehr als 1000 Angestellte beschäftigt sind.

Mit dieser eindrücklichen Anekdote beginnt Wolfgang Nestvogel den vierten Beitrag der Reihe „Faszination Weihnachten“, die im Thema-des-Monats Dezember 2022 auf ERF Süd Radio zu hören ist. Die gesamte gleichnahmige Vortragsreihe von Wolfgang Nestvogel kann in der ERF Süd Mediathek auf erfsued.com gehört werden. Wolfgang Nestvogel stellt im Anschluss an diese wahre Geschichte die Frage: Was hätten Sie gemacht? Die Frage ist berechtigt, denn die meisten von uns müssten wahrscheinlich sagen, dass auch wir nicht auf dieses „Wunderkind“ am Wegrand geachtet hätten. Vor allem nicht in der Weihnachtszeit, wo wir mit unglaublich vielen Dingen beschäftigt sind und von einem Termin zum nächsten hetzen, um noch alles zu schaffen, was wir uns vorgenommen haben. Dabei übersehen wir oft tatsächlich die wichtigsten Dinge im Leben.

Die Menschen in der U-Bahn-Station wären wahrscheinlich stehen geblieben, hätten sie gewusst, wer hier spielt. Aber sie haben es übersehen. Dabei hätten sie das Konzert eines der berühmtesten Starviolinisten genießen können – und zwar kostenlos. Stattdessen nahmen sie sich nicht einmal die Zeit, ihn zu beachten.

Die Menschen am Tag des Experiments der Washington Post verpassten das Spiel eines Starviolinisten. Was wir verpassen, während wir durch unser Leben eilen, ist noch wesentlich weitreichender. Gott, der Schöpfer des ganzen Universums, möchte Kontakt zu uns aufzunehmen, möchte uns helfen und uns aus dem Chaos dieser Welt herausretten. Immer und immer wieder, durch die ganze Menschheitsgeschichte hindurch, versucht Gott uns zu sagen, dass er es gut mit uns meint. Ihren Höhepunkt fanden diese Versuche darin, dass Gott in der Person Jesu Christi selbst Mensch wurde und auf diese Erde kam. Im Brief an die Hebräer lesen wir dazu: „Viele Male und auf verschiedenste Weise sprach Gott in der Vergangenheit durch die Propheten zu unseren Vorfahren. Jetzt aber, am Ende der Zeit, hat er durch seinen eigenen Sohn zu uns gesprochen“ (Hebräer 1,1-2).

Als Jesus vor rund 2000 auf dieser Erde war, kam er, um uns zu erretten. In Jesus war Gott bereit, zu uns herabzusteigen und einer von uns zu werden, um für unsere Schuld zu sterben. Das geschah am Kreuz von Golgatha, wo Jesus stellvertretend für uns starb, um damit die Trennung zwischen Gott und uns Menschen aufzuheben. Diese „Gute Nachricht“, dieses „Evangelium“ verkündeten die Engel bereits bei der Geburt Jesu in Bethlehem. Schon damals war von einer „großen Freude“ die Rede, die allen Menschen zuteilwerden sollte.

Doch was machen wir mit dieser Freude? Ist es nicht so, dass viele von uns einfach achtlos daran vorbeilaufen, wie die Passanten in Washington D.C. an dem berühmten Geiger vorbeiliefen? Diese hatten sich ein besonderes Ereignis entgehen lassen, wir jedoch verspielen das ewige Leben, wenn wir an „Gottes guter Botschaft“ vorbeilaufen, nicht darauf reagieren und Gott keine Antwort auf das geben, was er uns schenken möchte. Bei den Passanten in Washington ging es um eine Stunde schöne Musik, bei uns geht es um Leben oder Tod. Durch Jesus Christus haben wir die Chance, ewiges Leben geschenkt zu bekommen. Gott, der Vater im Himmel, möchte uns ewiges Leben schenken – und wie reagieren wir darauf? Lassen wir dieses Angebot Gottes einfach links liegen und gehen weiter oder bleiben wir stehen und hören, was Gott uns zu sagen hat? „Heute“, so heißt es in der Bibel, „wenn ihr seine Stimme hört, verstockt eure Herzen nicht!“

Näheres dazu hören Sie im Podcast mit dem Titel "Weihnachten - Tradition oder Faszination?". Es ist der vierte Teil unseres Thema des Monats „Faszination Weihnachten“. Vertiefende Literatur rund um die Bedeutung von Weihnachten finden Sie in der ERF Buchhandlung BUCHGALERIE, online unter www.buchgalerie.com.

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