01.01.2020

Werte haben Zukunft – oder wir haben keine

Bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts war das gesellschaftliche Leben in den europäischen Ländern von einem christlichen Werteverständnis bestimmt. So konnte z. B. Konrad Adenauer, der deutsche Bundeskanzler der Nachkriegsjahre seinen Minister, als dieser sich scheiden ließ, vor die Alternative stellen: Entweder Sie heiraten Ihre Frau wieder oder ich entlasse Sie als Minister! Schmückle, so hieß der Minister, heiratete seine Frau daraufhin wieder und blieb Minister. Heute wäre so etwas undenkbar. Die Gesellschaft geht bereits so weit, dass es unveränderliche Werte für sie gar nicht mehr gibt. Aber das ist ein Trugschluss. Denn stellen wir uns vor, es gäbe all die Werte wie Rücksichtnahme, Fleiß, Verlässlichkeit, Nächstenliebe, Opferbereitschaft und Gradlinigkeit nicht mehr. Was wären die Folgen?

Theoretisch ist alles tatsächlich relativ und auch Werte sind nur solange gültig, wie es Menschen gibt, die sie anerkennen und nach ihnen leben. Doch in der Praxis funktioniert ein Miteinander von Menschen nur, wenn es auf Werte gegründet ist, an die man sich in Ehe, Familie und Schule sowie in der Gesellschaft allgemein hält.

Gibt es Werte, die unverzichtbar sind?

Ja, die gibt es. Das Denken unserer Zeit ist zwar geprägt von Strömungen wie dem Säkularismus, dem Pluralismus und dem Individualismus, aber all das sind Erscheinungsformen, die für sich keine Grundwerte vermitteln, wie das z. B. die Zehn Gebote tun. Der Säkularismus hat die Wertefrage vom christlichen Glauben losgelöst, der Pluralismus relativiert die Wahrheitsfrage und lässt alles gleichberechtigt nebeneinander stehen, während der Individualismus es wiederum dem Einzelnen überlässt, welche Werte er für sich als verbindlich erachten möchte und welche nicht.

„Gott wohnt, wo man ihn einlässt.“
Martin Buber (1878-1965), jüdischer Religionsphilosoph und Bibelübersetzer

Wo aber ist der Halt, den diese Strömungen dem Menschen bieten? Den gibt es nicht.   Deshalb braucht es auch heute noch die Werte, die für das menschliche Zusammenleben unverzichtbar sind. Respekt vor dem Leben, Rücksichtnahme auf die Schwächeren oder die Würde des Menschen - all das sind Grundwerte und Normen, die unverzichtbar sind für ein menschenwürdiges Zusammenleben. Und genau diese Werte finden wir in den Zehn Geboten, wie in den Geboten der Bibel allgemein. Deshalb gelten die biblischen Gebote auch bis heute als universelle Werte, die imstande sind, das Verhalten des Menschen gegenüber Gott und den Mitmenschen zu ordnen. Wenn wir ihnen heute also eine immer geringere Bedeutung zumessen, so ist das nur ein Indiz dafür, wo unsere Gesellschaft steht. Denn es handelt sich um unverzichtbare Werte, ohne die ein zivilisiertes Zusammenleben unter Menschen nicht möglich ist.

Die Gesellschaften der westlichen Welt zehren bis heute von dem, was in den letzten Jahrhunderten entstanden ist, als die christlichen Wertvorstellungen noch vielen Menschen bekannt waren und respektiert wurden. Diese Wertvorstellungen sind nicht nur wertvolle Lebenshilfen für Christen, sondern haben eine universelle Bedeutung, die den Menschen Orientierung und Schutz bietet. Eine Missachtung dieser christlichen Werte hat immer negative Folgen für das Zusammenleben der Menschen. Das gilt für die Treue in der Ehe, wie für das Töten ungeborener Kinder, wie auch für die Beziehung zwischen Eltern und Kindern und auch für das Verhältnis der Bürger zum Staat, zur Regierung und untereinander innerhalb einer Dorfgemeinschaft. Christliche Werte fördern nun einmal auf allen Ebenen das Leben und die Entwicklung des Zusammenlebens von Menschen.

Da gibt es Werte wie die Würde und Freiheit des Menschen, die Gleichberechtigung, Rücksichtnahme, Fairness, soziales Verhalten, Hilfsbereitschaft, Solidarität, Mitmenschlichkeit, Sorge für das Gemeinwohl, Kooperations- und Kommunikationsbereitschaft, Kompromissfähigkeit, Friedensbereitschaft, Vorurteilsfreiheit, Wahrhaftigkeit, Zuverlässigkeit, Zivilcourage, Selbstdisziplin, Verantwortlichkeit, Offenheit für Sinnfragen, u.a.m.; alle diese Werte sind wichtig für das Leben. Sehen wir uns die Zehn Gebote an, stellen wir fest, dass letztlich alle Werte darin enthalten sind. Da wird die Stellung des Menschen vor Gott angesprochen und ebenso die Würde des Menschen, die in der Bindung an Gott zur Freiheit wird.

Unsere Einstellung bestimmt den Wert

Wer z. B. als Gastwirt die Ansicht vertritt, dass ein Gast nur dazu da ist, um ausgenutzt zu werden, wird auch danach handeln. Denn unsere Einstellung bestimmt nun einmal unser Denken und Handeln. „Der wahre Konkurrenzkampf der Zukunft“, so schreibt Dr. Siegfried Buchholz, der ehemalige Generaldirektor des Großkonzerns BASF in Österreich, „wird sich nicht um wichtige Kunden, sondern um außergewöhnliche Menschen abspielen!“ „Diese Menschen“, so schreibt Buchholz, „zeichnen sich dann durch drei Besonderheiten aus: Kompetenz, Energie und Integrität. Kompetenz lässt sich erwerben. Energie ist eine Frage der Veranlagung, gesunden Lebensführung und einer positiven Lebenseinstellung. Integrität aber setzt voraus, dass wir Wertmaßstäbe haben und nach diesen auch leben.“ Und Buchholz führt weiter aus: „Deshalb werden Christen im Konkurrenzkampf der Zukunft die besseren Chancen haben. Denn indem sie sich freiwillig an eine höchste Autorität binden, gewinnen sie Autorität.“

„Sorget euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden.“
Die BIBEL, Philipper 4,6

Werte können in einer Gesellschaft zwar gesetzlich verankert und lehrmäßig vermittelt werden, doch das allein genügt nicht. Denn durch eine gesetzliche Verankerung wird ein Wert zwar zur allgemein gültigen Norm, und eine lehrmäßige Vermittlung in den Schulen kann helfen mehr von der Bedeutung eines Wertes zu verstehen, doch das alles führt noch nicht dazu, dass ein Mensch auch danach lebt und handelt. Das geschieht erst durch die Verinnerlichung der Werte - und die entsteht nur zu einem sehr geringen Teil, wenn sie in der Schule intellektuell gelehrt wird. Deshalb ist es so wichtig, dass Werte im Elternhaus vermittelt werden und zwar so früh wie möglich und insbesondere in der Form, dass Eltern sie ihren Kindern vorleben. Genau an diesem „Vorleben“ fehlt es in unserer Zeit oft. Denn einerseits gibt es intakte Familien heute oft gar nicht mehr, andererseits sind Mutter und Vater häufig großer Belastung ausgesetzt, sodass ihnen die Zeit dazu fehlt. Was aber im Elternhaus versäumt wird, kann später nur sehr schwer wieder aufgeholt werden. Wo in einer Familie hingegen Vertrauen herrscht und Werte gelebt werden, können sie auch relativ leicht weitervermittelt werden. Wenn eine Familie zudem eine lebendige Beziehung zu Gott pflegt, und das Familienleben von einer druckfreien Atmosphäre geprägt ist, sind die besten Voraussetzungen dafür gegeben, dass Werte früh und gut weitergegeben und auch verinnerlicht werden.

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Realitäten von Jugendlichen heute

Heute wachsen Mädchen und Jungen oftmals viel mehr mit Prominenz auf als unter einem guten christlichen Einfluss ihrer Eltern.
Diese Popstars sehen in der Regel aus wie Pornostars, so schreibt Stephanie zu Guttenberg in ihrem 2010 veröffentlichten Buch „Schaut nicht weg!“. „Als Mutter von zwei Töchtern“, so betont die Autorin, „frage ich mich immer wieder, wie es sein kann, dass frauenverachtende Popsänger heute sogar mit Preisen geehrt werden?“ Aber das ist heute die Realität. Denken wir nur an die sogenannte Rapmusik. Von einem Interesse an Werten ist hier wenig zu spüren. Vielmehr werden Werte in den Dreck gezogen und nicht selten lächerlich gemacht. Durch den „Zuzug neuer bildungsferner Populationen“, wie es in der aktuellen Diskussion rund um die Fehler in der deutschen Integrationspolitik heißt, ist dieses Problem in den vergangenen Jahren nur noch größer geworden.

Im Gespräch mit Peter Hahne meinte die in Istanbul geborene Soziologin Necla Kelek im ZDF, dass es uns doch darum gehen müsse, ausländischen Kindern Werte wie Meinungsfreiheit und Selbstverantwortung als etwas Wertvolles zu vermitteln. Und sie fügte hinzu: „Wenn wir hingegen sagen, wir haben unsere Werte, ihr habt eure Werte, relativieren wir unsere christlichen Werte und werden sie am Ende nur umso rascher aufgeben.“

Marie Wildermann schreibt in ihrem Artikel für die „Welt“, dass der Islam in Deutschland gerade erst beginnt, richtig hoffähig zu werden. „In Berlin waren es im Schuljahr 2010/2011 bereits über 30 Grundschulen, die islamischen Bekenntnis-Unterricht angeboten haben - und das mit staatlicher Unterstützung.“ Bildungspolitiker hegen vielleicht die Hoffnung, dass sich daraus künftig eine liberale Einstellung bei der jungen Generation entwickeln werde. Doch es ist zu befürchten, dass sich diese Hoffnung als fataler Irrtum herausstellt. Sicher ist, dass universelle Werte, wie es die christlichen sind, unverzichtbar sein müssen. Wer solchen Werten folgt, sollte sie nicht aufgeben, vor allem nicht leichtfertig. Denn jede Gesellschaft, die sich auf solche universellen Werten gründet, verfügt über einen unglaublichen Schatz. Deshalb sollten christliche Werte weder relativiert noch in Frage gestellt werden.

Durch den christlichen Glauben wird uns bewusst, dass Gott uns als sein Ebenbild erschaffen hat. Das allein beinhaltet schon eine unglaubliche Würde und Verantwortung. Denn darin liegt bereits die Freiheit, die uns von Gott geschenkt worden ist. Das Leben eines Menschen, der den christlichen Glauben ernst nimmt, hat aber nicht nur eine Bedeutung, einen Sinn und ein Ziel, es hat auch einen Zweck - und das selbst dann noch, wenn ein Mensch krank und schwach ist.

Auf der Basis christlicher Werte weiß ein Mensch, woher er kommt und wohin er geht. Vor allem aber kennt er den Sinn seines Daseins. Im Glauben an den Gott der Bibel wird einem Menschen das alles sozusagen bereits „in die Wiege gelegt“ und zwar in dem Moment, wo er mit seinem Glauben ernst macht und beginnt, sich Gott anzuvertrauen. Was folgt, ist ein tiefes Gefühl der Geborgenheit und ein Einklang mit sich selbst, die in den meisten Fällen eine tiefe Erfüllung nach sich zieht, die oft ein ganzes Leben lang anhält. Augustinus, der große christliche Philosoph des 4. Jahrhunderts n. Chr. brachte es einmal auf unnachahmliche Art und Weise zum Ausdruck, als er sagte:

„Unruhig ist mein Herz, bis es ruht in dir, o Gott!“

Die eigentliche Bestimmung des Menschen ist es, Gott zu erkennen, ihn zu lieben und ewig bei ihm zu sein. Das mag für so manchen Menschen unserer Zeit, der sich weit von Gott entfernt hat, ungewohnt und verwunderlich klingen. Doch es ist die Wahrheit. Spätestens am Ende seines Lebens, im Angesicht des Todes wird uns allen diese Frage nach dem Sinn des Lebens bewusst werden. Nur könnte es sein, dass es dann für viele von uns bereits zu spät ist. Deshalb sagt uns die Bibel: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet nicht euer Herz“ (Hebr 3,15).

Wir können uns den Lebenssinn nicht selbst geben, aber wir können ihn als Geschenk von Gott annehmen, wenn wir an ihn glauben und ihm vertrauen. Wenn das im Leben eines Menschen geschieht, entsteht daraus eine neue Qualität des Lebens, die mit nichts anderem zu vergleichen ist. Anschließend geht es darum, aus dieser Quelle ein Leben lang Kraft und Sinn zu schöpfen und dies auch an andere weiterzugeben. Denn indem ich es anderen weitergebe und ihnen helfe, den Sinn in Gott zu finden, werde ich reich und zufrieden. Das klingt wie ein Widerspruch. Doch es ist die Wahrheit.

 

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