24.08.2022

Die Menschenwürde und das christliche Weltbild

Der Wind hat sich gedreht, hat neue politische Bewegungen an die Macht gespült. Inzwischen ist möglich geworden, was noch vor Jahren unmöglich schien. England hat sich für den Brexit und gegen die EU entschieden. Ein despotischer Machthaber des russischen Reiches führt Krieg gegen sein Nachbarland. Globalisierung ist zumindest fragwürdig geworden. Währenddessen ist China unter Xi Jinping dabei, sich zur führenden Weltmacht aufzuschwingen. Die Frage ist, wie lange es noch dauert, bis auch in Europa der Ruf nach dem „starken Mann“ laut wird.

Das mit der europäischen Kultur eng verzahnte Christentum wird von Jahr zu Jahr mehr aus dem politischen Leben verdrängt, während die multikulturelle Gesellschaft sich immer mehr breit zu machen beginnt. Das christliche Weltbild verliert seinen Einfluss. Wir verspielen immer mehr das, wofür uns noch bis vor wenigen Jahren die Völker der Erde beneidet und bewundert haben. Die Errungenschaften der Länder Europas schwinden, weil diese Errungenschaften auf dem christlichen Weltbild beruhen und ohne das Fundament des Glaubens nicht länger aufrecht zu erhalten sind. Die Fundamente des christlichen Glaubens werden heute ja nicht nur hinterfragt, sondern systematisch untergraben, relativiert und verdrängt.

Wie blind sind wir doch geworden?

Was die europäische Kultur gegenüber anderen Kulturen der Welt Jahrhunderte lang voraus hatte, wird jetzt in nur wenigen Jahrzehnten verspielt. Inzwischen wissen nur noch die Wenigsten von uns, welche bahnbrechenden Errungenschaften unserer Kultur direkt oder indirekt auf das Christentum zurückgehen. Eine der wichtigsten ist die Menschenwürde, dann natürlich das ganze Sozialsystem, der europäische Freiheitsgedanke und vieles andere. All das wäre ohne das christliche Welt- und Menschenbild überhaupt nicht denkbar. Sie glauben es nicht? Dann schauen Sie sich doch in den Kulturen um und versuchen, sich den Einfluss des Christentums und der westlichen Welt mal wegzudenken und sehen Sie, was dann noch übrig bleibt.

Europa und das Christentum

Der Einfluss des Christentums auf die geschichtliche Entwicklung der Länder Europas ist eindeutig. Die durch das Christentum geprägte Kultur wurde sogar weit in die Länder der Welt hinein verbreitet. Denken wir an die UN-Menschenrechtscharta oder die Moralvorstellungen des Ehe- und Frauenverständnisses; von all diesen Errungenschaften reichen die Wurzeln bis tief in die Geschichte des Christentums. Es war die revolutionäre Wirkung der Botschaft Jesu, die durch ihre Sprengkraft alte verkrustete Systeme aufbrach, den Aberglauben überwand und die Menschen befreite. Und diese Botschaft hat bis heute nichts von dieser Sprengkraft verloren. Wo immer das Christentum hinkommt, werden Menschen aus ihren verlogenen und oft auch widerwärtigen Herrschaftssystemen herausgeholt und in die Freiheit entlassen.

Denken wir an die bis heute noch millionenfach praktizierte grausame Methode der Beschneidung von Frauen in den islamischen Ländern oder an die Unterdrückung der Frauen in Ländern wie Indien und an vielen anderen Orten der Erde. Immer geht es darum, dass Menschen oder ganze Menschengruppen durch Religion und die daraus resultierenden kulturellen Traditionen unterdrückt und in ihrer Entfaltung gehindert werden – und das ohne Ausnahme. Wenn die freimachende Kraft der Botschaft Jesu sie aus diesem Gefängnis holt, können sie ihr Glück oft gar nicht begreifen und sind unendlich dankbar dafür.

Wenn erst mal die Dämme brechen und bei den großen Themen wie „Euthanasie“ und „Pflegenotstand“ nicht mehr nur diskutiert, sondern einfach entschieden wird, werden wir erkennen, wohin die Reise der letzten Jahre gegangen ist. Am Beispiel der Abtreibung sehen wir es bereits. Doch das ist ein „stiller Tod“, den noch immer viel zu wenige überhaupt hören. Es gibt kein Unrechtsbewusstsein mehr, weil die Mordmaschinerie sich ja „nur“ gegen die Schwächsten richtet, die noch ungeborenen Kinder.

Wir können sicher sein, dass die Entwicklung hier nicht stehenbleibt. Wo das Fundament wackelt, wackelt bald darauf auch das gesamte Gebäude und früher oder später stürzt es ein. Deshalb bringt Jesus das Gleichnis vom Haus, das auf Sand und dem, das auf Felsen gebaut ist: „Wer diese meine Worte hört,“ so heißt es hier, „und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut. Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört.“ (Matthäus 7,24-27). Ist diese Warnung nicht eindeutig? Warum hören wir sie nicht?

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Das unvergleichliche Welt- und Menschenbild des Christentums

Die ganze Welt bewundert bis heute die Werke eines Johann Sebastian Bach oder Leonardo da Vinci, eines Michelangelo oder Beethoven. Aber nichts von all dem wäre ohne das Christentum entstanden. Warum ist uns das heute nicht mehr bewusst? „La Divina Comedia“ eines Dante Alegieri oder „Das große Welttheater“ eines Calderon della Barca sind nur aus dem christlichen Welt- und Menschenbild zu erklären.

Durch die Botschaft von Jesus Christus werden Menschen bis heute überall auf der Welt verändert, befreit und gereinigt. Der Glaube an Jesus, wenn er sich echt und gesund entfalten kann, bewirkt, dass der ganze Mensch sich entfalten und entwickeln kann. Das gibt es so in keiner anderen Kultur. Denn überall sonst sind es „anonyme Mächte“, die die Kultur der Länder und ganzer Kontinente prägen.

Wie klar und unmissverständlich ist hier doch die Botschaft, die Jesus in die Welt brachte. Kein Wunder, dass das daraus resultierende Welt- und Menschenbild überall Großes hervorgebracht hat. Wo immer die Menschen daran geglaubt haben und nicht nur heuchlerisch damit umgegangen wurde, konnte Leid gelindert werden und es kam zur wahren Befreiung von Bindungen. So konnten Menschen zu immer neuen Ufern aufbrechen, sei es im Bereich der Wissenschaft, in Kunst oder Gesellschaft.

Einfluss des Welt- und Menschenbildes der Bibel auf unser Leben

Der Einfluss des Christentums auf karitative, soziale Einrichtungen, auf die Entstehung von Krankenhäusern, Kindergärten und Waisenhäusern ist unbestritten. Das gleiche gilt für die Einführung der allgemeinen Schulpflicht für Jungen und Mädchen, die Gründung von Universitäten, die Abschaffung der Unterdrückung der Frau und der Sklaverei. Selbst wer sich die Frage stellt, wie eine Wirtschaftsordnung gestaltet sein sollte, findet im christlichen Glauben die entscheidenden Fundamente dafür – in den Begriffen: Freiheit, Verantwortung und Arbeitsethos.

Es ist von größter Bedeutung, dass wir uns das alles wieder bewusst machen. Vor allem jetzt, wo alles ins Rutschen gerät, müssen wir anfangen, uns rückzubesinnen und die Geschichte der Länder Europas studieren. Dann werden wir auch die Phasen der Geschichte erkennen, die von Gott gesegnet waren. Das können auch diejenigen unter uns, die noch keinen Zugang zum Glauben an Jesus Christus gefunden haben. Wer nüchtern und unvoreingenommen die Geschichte der Länder der westlichen Welt studiert, wird merken, dass die als säkular gepriesenen Werte und Errungenschaften unserer Kultur tatsächlich auf dem Boden der christlichen Botschaft von Jesus Christus entstanden sind. Das ist auch die Erkenntnis, zu welcher der indische Gelehrte, Bestsellerautor und viel gefragte Referent, Vishal Mangalwadi, kam. In seinen sehr lesenswerten Büchern „Buch der Mitte“, „Die Seele des Westens“ und „Wahrheit und Wandlung“ weist dieser Kosmopolit mit vielen Beispielen aus der Geschichte sehr eindrücklich darauf hin.

Dass Martin Luthers Übersetzung der Bibel die Welt verändert hat, ist eine Tatsache. Das ist Geschichte und wird auch von niemandem ernsthaft bestritten. Vishal Mangalwadi, Professor in Allahabad, Indien, geht aber noch weit darüber hinaus und belegt in seinen Büchern anhand vieler Beispiele, dass die Länder des Westens durch diese Übersetzung der Bibel erst zu einer denkenden und lesenden Zivilisation geworden sind. Dadurch hatten Ideen, wie die der Gleichwertigkeit von Mann und Frau, der Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde überhaupt erst eine Chance.

An diese Anfänge denken wir heute nicht mehr, weil alles so selbstverständlich geworden ist. In den islamischen Ländern ist das aber überhaupt nicht so. Da wird eine Frau noch bis heute als Eigentum des Mannes gesehen. In Indien, wo die meisten Menschen vom Hinduismus und dem davon abgeleiteten Kastenwesen geprägt sind, ist es nicht anders. Männer und Frauen sind hier absolut nicht gleichwertig. Das ist nur in den Ländern der Fall, die vom Christentum geprägt wurden. In anderen Teilen der Erde herrscht in vielen Bereichen des Lebens, der Rechtsprechung und des Staatswesens noch immer ein völlig anderes Verständnis von Recht, Gesetz und vor allem von der Menschenwürde.
Vishal Mangalwadi vergleicht die westliche Zivilisation derzeit mit einem Teppich, bei dem der Faden gezogen wird. Er sagt: „Der Westen hat seine Seele amputiert. Er weiß nicht mehr, wie er groß geworden ist.“ Dass die Bibel in den europäischen Ländern immer mehr an Bedeutung verliert, ist für Mangalwadi unverständlich. Dabei könnte der Westen aus den aktuellen Krisensituation so leicht herausfinden, wenn er zu seinen Werten und Wurzeln zurückfinden würde. Die Tendenz geht allerdings genau in die entgegengesetzte Richtung.

Werden sich die Länder Europas wieder auf ihre Werte besinnen?

Im Bereich der Wissenschaft sowie der Kunst und Kultur, der Forschung und Entwicklung, der Bekämpfung von Krankheiten und Armut; überall sind die Länder des Westens noch immer führend – und in allem schlägt das christliche Erbe durch. Deshalb müssten sich diese Länder nur darauf besinnen, was sie groß und mächtig gemacht hat, dann bliebe ihr Einfluss auf die Völker der Erde ungebrochen.

Doch anstatt sich darauf zu besinnen, wird vom Modell der Multikulturellen Gesellschaft gesprochen, die jetzt gefördert werden muss. Obwohl sich Parallelstrukturen in nahezu allen deutschen Großstädten gebildet haben, in denen viele der Einwanderer zwar die Vorteile der christlich geprägten Gesellschaft nutzen, aber überhaupt nicht daran denken, deren Werte zu übernehmen oder gar zu verinnerlichen. Vielmehr leben sie  weiter nach ihren Gesetzen und Vorschriften, in denen das Gesetz des Stärkeren gilt und eine Frau noch immer Eigentum ihres Mannes ist.

Was können wir tun?

„Ich bin überzeugt“, so sagte Ismail Tipi, der integrationspolitische Sprecher der CDU, der selbst türkischer Abstammung ist, in einem Fernsehgespräch mit dem früheren ZDF-Moderator Peter Hahne, „dass wir für unsere christlichen und humanistischen Wertevorstellungen eintreten müssen. Sie sind das Fundament unserer Gesellschaft. Wer die Normen und Werte dieses Landes nicht teilt, dem muss verdeutlicht werden, dass er in einem anderen Staat besser aufgehoben ist.“

Es gibt nicht viele Stimmen, die sich öffentlich zu solchen Aussagen bekennen, insbesondere nicht unter den Politikern. Aber es werden mit jedem Jahr mehr, je deutlicher die Auswirkungen der derzeitigen politischen und kulturpolitischen Veränderungen sichtbar werden. Dazu werden auch die akutellen Krisen beitragen. Jede Gesellschaft braucht nun mal gemeinsame Wertevorstellungen, um sich gesund weiterzuentwickeln.

Was können Christen dazu beitragen?

Christen, die ihren Glauben ernst nehmen und nach dem Willen Gottes leben, können vorangehen und den Beweis erbringen, dass christliche Werte von großer Bedeutung sind – und das zu allen Zeiten. Christen können Zivilcourage zeigen, wenn es darum geht, diese christlichen Werte zu leben und sie zu verteidigen. Sie können darauf beharren, auch wenn der allgemeine Trend noch immer in die Richtung geht, dass jeder dem Spott der anderen ausgesetzt ist, der ihnen widerspricht. Doch das ist ohnehin genau das, was Jesus Christus vorausgesagt hat.

Wer jedoch aus Jesu Kraft lebt und nach seinen Geboten handelt, wird nicht scheitern, sondern daran erstarken und in seinem Leben noch dazu viel Gutes tun. Wäre das nicht eine Perspekitive für viele von uns? Jedenfalls wäre es eine Antwort auf den Wert, den Gott uns Menschen zuspricht. Bereits auf den ersten Seiten der Bibel spricht Gott davon, dass er uns nach seinem Bild geschaffen hat, nach dem Bild Gottes, als Mann und Frau. Wenn wir nun als von Jesus Christus gerettete Menschen beginnen, nach seinem Willen zu leben und durch seine Kraft in die Welt hineinzuwirken, ist das genau das, was Gott sich von uns erwartet. Genau so hat auch Jesus gehandelt, als er auf dieser Erde war. Es ist die angemessene Antwort auf den Wert, den Gott uns  zuspricht.

 

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