21.02.2023

Christenverfolgung in China

Inzwischen haben Christen in China seit Mao Tse-tungs Kulturrevolution (1966–1976) keine solche Verfolgung mehr erlebt. China setzt dabei vor allem auf die absolute Überwachung. Durch Kontrolle und rigorose Gesetze soll alles kirchliche Leben im Keim erstickt werden. So gestattet z. B. ein Gesetz vom März 2022 nur noch lizenzierten, d. h. systemkonformen Kirchen, religiöse Inhalte im Internet zu verbreiten. Die seit den Jahren der Pandemie verstärkt durchgeführten Onlinegottesdienste sind deshalb nicht mehr möglich. Auch die Verbreitung von christlichem Lehrmaterial kommt kaum noch infrage. Wer dabei ertappt wird, muss mit schweren Haftstrafen rechnen.
China war 2022 das Land, in dem die meisten Kirchen und kirchlichen Einrichtungen zerstört oder geschlossen wurden. Viele Christen sind gezwungen, sich wieder in Kleingruppen zu treffen, um der totalen Überwachung zu entgehen. Im Jahr 2018 führte China sogar eine staatlich bearbeitete Bibelübersetzung ein, deren Inhalt von der Kommunistischen Partei Chinas verfälscht wurde. Kirchen sind seither verpflichtet, die nach sozialistischen Maßstäben abgeänderten Inhalte dieser Bibel zu lehren. Auch in offiziellen Läden darf nur noch diese Bibel  verkauft werden.

Christen in China haben im Laufe ihrer Geschichte schon viel Verfolgung erlebt. Vor allem in der Zeit der Kulturrevolution. Dennoch führte diese Verfolgung gleichzeitig auch dazu, dass eine der größten weltweiten Erweckungen der Menschheitsgeschichte ausgelöst wurde. Bis heute kommen immer mehr Menschen zum christlichen Glauben und bekennen sich zu Jesus Christus als ihrem Herrn und Heiland. Obwohl Xi Jinping, der mächtige Vorsitzende der kommunistischen Partei, in den letzten Jahren wieder eine neue Verfolgungswelle in Gang gesetzt hat, die es Christen in China äußerst schwer macht. Vor allem das erste der Zehn Gebote, wo es heißt: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ (2. Mose 20,3), ist den Machthabern in China ein Dorn im Auge.

Im August 2022, so berichten Krichenmitglieder einer staatlich angemeldeten christlichen Kirche in China, wurde von Regierungsbeamten das Kreuz in ihren Räumen gewaltsam abmontiert. „Sie versuchen, unseren Glauben zu korrumpieren und uns dazu zu bringen, Gott zu verleugnen“, klagt eines der Mitglieder der staatlich eingetragenen Kirchengemeinden. 

Gewaltsame Entfernung von Kreuzen

Die Entfernung von Kreuzen und die Verhaftung von mehr als 100 Gläubigen wie auch die Schließung der beiden bekannten Untergrundkirchen „Early Rain Covenant” in Chengdu und der „Rongguili”-Kirche in der Hafenstadt Guangzhou zeigte bereits im Jahr 2019, wohin die Entwicklung in China geht. Inzwischen sind Chinas Christen weiterer Überwachung, Demütigung und Verfolgung ausgesetzt. Vor allem die Form der Überwachung ist ein großes Problem. In China wird jedes Individuum inzwischen rund um die Uhr überwacht. Durch Algorithmen soll damit sogar präventiv erkannt werden, wenn Menschen etwas vorhaben, was dem Staat nicht gefällt. Das trifft zwar nicht nur Christen, aber Christen standen in China schon immer unter verstärkter Beobachtung. Kritiker dieser digitalen chinesischen Überwachungssysteme sprechen bereits vom Techno-Totalitarismus.

Die totale Überwachung

Diese chinesischen Systeme digitaler Überwachung kommen inzwischen nicht nur in China zum Einsatz, sondern werden auch in vielen anderen Ländern der Welt eingesetzt, vor allem in den totalitären Staaten. Aktuell sind weltweit offiziell 770 Millionen solcher Kameras im Einsatz. Mehr als die Hälfte davon, nämlich 54 Prozent, befinden sich in China. Damit liegt das Reich der Mitte an der Spitze dieser beängstigenden Entwicklung. Wer ganz besonders darunter leidet, sind Christen.

Biometrie, Iris-Scan, DNA

Der chinesische Staat sammelt so viele biometrische Merkmale seiner Bürger wie nur möglich: Von der Gesichtsbiometrie über Iris-Scans und Stimm-Mitschnitte bis hin zur DNA. Je mehr identifizierende Merkmale der Staat hat desto genauer und schneller kann er ein Individuum identifizieren – und darum geht es dem Staat. Das Experimentierfeld für die Sammlung biometrischer Daten war die Provinz Xinjiang, wo die uigurische Minderheit lebt, die von der Zentralregierung Chinas bereits seit Jahren unterdrückt wird. Zum Einsatz kommen dabei Überwachungskameras, wie auch wir sie kennen. Diese Kameras sind oftmals allerdings auch mit Gesichtserkennungstechnologien ausgerüstet und können die Bewegungen von Menschen in öffentlichen wie auch in privaten Räumen verfolgen. Viele dieser Kameras zeichnen auch den Ton auf. Dadurch können Personen anschließend über Stimmerkennungsoftwares identifiziert werden. Die Position neu aufgehängter öffentlicher Kameras kann natürlich auch so gewählt werden, dass bestimmte Personen ganz gezielt überwacht werden. Der chinesische Staat nutzt auch noch jede weitere Möglichkeit der Überwachung wie z. B. Handy-Tracker, um Menschen zu lokalisieren und zu verfolgen, und nicht zuletzt werden auch Kfz-Kennzeichenscanner eingesetzt, um die Bewegung von Menschen zu erfassen. Hinzu kommen Einkaufsdaten, Zahlungsdaten, Verbrauchsdaten für Wasser und Strom oder die personalisierten Bestellungen von Zugtickets und anderen Reisemitteln. Alle diese Daten werden vom chinesischen Staat immer mehr zentralisiert und zur totalen Überwachung genutzt. Das führt zwar zu riesigen Datenmengen, doch sind neueste Generationen der Technologie auch immer mehr imstande, diese Menge an Daten auszuwerten.

Inzwischen ist es sogar schon möglich, Menschen an ihrem Gang zu identifizieren und Rückschlüsse auf die Stimmung des Betreffenden zu machen. Sebastian Heilmann, Professor für Politik und Wirtschaft Chinas an der Universität Trier, bewertet die Totalüberwachung schlimmer als die in George Orwells Roman „1984“ beschriebene. Chinas Machthaber möchten, dass die Menschen das System so verinnerlichen, dass sie die Steuerung der Partei gar nicht mehr wahrnehmen. China ist innerhalb der letzten Jahre zum schlimmsten Überwachungsstaat der Welt geworden. In dieser neuen Form des Datentotalitarismus ist es niemandem mehr möglich, seine private Gesinnung zu verbergen. Schuld daran ist das neue chinesische Sozialkreditsystem. Jeder Chinese hat zu Beginn seiner Erfassung einen Punktestand von Tausend. Wohlverhalten wird mit Punkten belohnt, dem Staat missliebiges Verhalten hingegen mit Punktabzug bestraft. Wer sich um einen Arbeitsplatz bewerben, eine Wohnung mieten oder ein Haus kaufen möchte, wird nach seinen Sozialpunkten gefragt. Wer einen zu geringen Punktestand aufweist, hat keine Möglichkeit dazu. Letztlich wird es sogar unmöglich, die Heimatregion zu verlassen, weil man nicht mal mehr ein Bahn- oder Flugticket kaufen kann.

Die Lage der Christen in China

Mit der Einführung der Religionsgesetze im Februar 2018 hat sich die Lage der Christen nochmals grundlegend geändert. Jede Kirche wird videoüberwacht und muss regelmäßige Kontrollen über sich ergehen lassen. Christen müssen mit massiven Nachteilen im öffentlichen Leben rechnen, Gefängnisstrafen befürchten oder gar den Verlust ihres Lebens riskieren. Diese neue Art der Unterdrückung gilt für jeden in China, der sich dem kommunistischen Regime nicht anpasst. Das chinesische Überwachungssystem ist in seiner Grösse und seinem Ausmaß weltweit einzigartig. Der Staat weiß, welche Filme man sieht, welche Freunde man trifft, welche Bücher man liest und wann und wo man in den Sozialen Medien unterwegs ist.

Die Gefahr, alles zu verlieren

Wer in China zum Glauben an Jesus Christus kommt, muss damit rechnen, Diskriminierung und Verfolgung zu erleben und alles zu verlieren. Die kommunistischen Machthaber sind inzwischen auch dazu übergegangen, den Zugang zur Bibel massiv zu erschweren, um die Ausbreitung des Evangeliums so weit wie möglich zu verhindern. Aber all das kann die chinesische Bevölkerung nicht davon abhalten, Christen zu werden. Die Hilfsorganisation „Kirche in Not“ ist in China aktiv, informiert allerdings nicht detaillierter über ihre Projekte, um niemanden zu gefährden. Wie es mit den Menschenrechten und der Situation der Christen in China in den nächsten Jahren weitergeht, wird sich zeigen. Zu erwarten ist leider das Schlimmste.

Doch wo immer verfolgte Christen das Gefühl bekommen, dass sie von uns als Glaubensgeschwistern gehört und wahrgenommen werden, schöpfen sie Kraft und Hoffnung und das trotz all ihrem Leid. Die Hilfsorganisation Open Doors macht mit ihrem Weltverfolgungsindex jährlich sichtbar, welches Unrecht diese Christen erleiden und gibt ihnen damit eine Stimme.

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