01.01.2021

Hoffnung für aufgeschreckte Seelen

Der Theologe hatte sich gegen die Nationalsozialisten und ihre Machenschaften eingesetzt. Nichts konnte ihn daran hindern, gegen das Unrecht, dass vor sich ging, aufzustehen. Doch was nun? Seine Hinrichtung stand bevor, auch seine Geschwister waren inhaftiert oder hatten fliehen müssen. Seine Verlobte würde er wohl nie wiedersehen.

Mit welchen Gefühlen wird dieser Mann wohl den Jahreswechsel erlebt haben? In einem seiner Briefe an seine Verlobte sendet er als Gruß an sie und ihre Familie das vielen bekannte Gedicht „Von guten Mächten treu und still umgeben“ mit. Bis heute wird das später von Siegfried Fietz vertonte Lied besonders zum Jahreswechsel gehört und in Kirchen gesungen. Schnell vergisst man dabei unter welch widrigen Umständen Dietrich Bonhoeffer diesen bewegenden Text geschrieben hat. „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.“ – würden wir diesen Satz wohl auch unterschreiben?

Manch einer schaut nicht getrost, sondern besorgt und beunruhigt auf das neue Jahr, das vor uns liegt. Während man den Jahreswechsel sonst fröhlich gefeiert hat und Pläne für die kommenden Monate schmiedete, sind wir vorsichtig geworden – nicht nur was große Feste, sondern auch was weitreichende Pläne angeht. Wer kann schon wissen, was in den nächsten Tagen kommt?

Auch Dietrich Bonhoeffer konnte nicht in die Zukunft blicken. Trotzdem schaut der Theologe zuversichtlich auf das was kommt. Dieses beeindruckende Verhalten hat einen einfachen Grund: Dietrich Bonhoeffer kannte jemanden, der in die Zukunft blicken kann. Gott kennt jeden der kommenden Tage ganz genau und hat versprochen unter allen Umständen bei uns zu sein. In Psalm 139 Vers 16 lesen wir: „Deine Augen sahen mich schon als ungeformten Keim, und in dein Buch waren geschrieben alle Tage, die noch werden sollten, als noch keiner von ihnen war.“

Wenn wir begreifen, dass ein guter Gott unser Leben in der Hand hält, dann können wir auch in diesem neuen Jahr wie Dietrich Bonhoeffer voll Vertrauen und Zuversicht in die Zukunft schauen.

 

Von guten mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,

so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Noch will das alte unsre herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach
herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das
Heil, für das du uns geschaffen hast.

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den
höchsten Rand,
so nehmen wir ihn
dankbar ohne Zittern
aus deiner guten
und geliebten Hand.

Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Ver
gangenen gedenken,
und dann gehört
dir unser Leben ganz.

Laß warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit
gebracht,
führ, wenn es sein kann, wie
der uns zusammen.
Wir wissen es, dein
Licht scheint in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so laß uns hören jenen vollen
Klang
der Welt, die unsichtbar sich um
uns weitet,
all deiner Kinder hohen
Lobgesang.

Von guten mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen
mag.
Gott ist bei uns am Abend und
am Morgen
und ganz gewiß an jedem
neuen Tag.

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