26.04.2024

Aufatmenlicht. Aufwärmlicht. Aufhelllicht. Gotteslicht.

Und da! Am Horizont! Ein Haus. Mit Menschen drin. Jedenfalls erahne ich flackernde Lampen. Ich stolpere weiter. Mit einem Ziel nun und mit neuer Hoffnung. Und stehe irgendwann vor der Haustür. Läute. Und werde ins Haus gebeten. Und lege Mantel und Mütze und Ängste ab. Ich bin willkommen. Alles ist gut.

Ich brauche Menschenlicht, wenn es dunkel wird um mich herum und in mir. Menschenhelle, Menschenwärme. Aber mehr noch brauche ich Himmelslicht, Himmelshelle, Himmelswärme. Menschen machen mir nicht immer auf. Haben sich schlafen gelegt. Stellen sich taub für mein Läuten. Schleichen sich davon, wenn ich sie besonders dringend brauche. Menschen haben ihre Zeit. Mein Vater und meine Mutter verlassen mich. Und nicht nur sie. Menschenlicht leuchtet nicht immer. Es ist bedroht und gefährdet. Es braucht Strom oder Öl oder wenigstens ein bisschen guten Willen.

Himmelslicht leuchtet immer. Von allem Anfang an, als Gott sagte: "Es werde Licht." In der Mitte der Zeiten, als der Gottessohn und Menschensohn sagte: "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird sich nicht in der Dunkelheit verirren." Am Ende der Zeiten, wenn es heißt: "Und es wird keine Nacht mehr sein, und sie bedürfen nicht des Lichts einer Lampe und nicht des Lichts der Sonne; denn Gott der Herr wird über ihnen leuchten."

Himmelslicht leuchtet In alle Ewigkeit. Aufatmenlicht. Aufwärmlicht. Aufhelllicht. Gotteslicht.

Der alte israelitische König und Liederdichter David ist geradezu begeistert: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?“ Im Psalm, der in unseren Bibeln die Nummer 27 trägt, hat er es aufgeschrieben.

Er hätte allen Grund gehabt sich zu fürchten, sich zu grauen. Menschen hatten sich von ihm abgewandt, hatten sich ihm entgegenstellt. Es war dunkel geworden um ihn herum. Aber nicht in ihm. Denn da leuchtete das Hoffnungslicht aus dem Himmel. Er wusste: Auch wenn mich alle verlassen - Gott bleibt an meiner Seite. Sein Licht lässt sich nicht ausknipsen. Und: Alles, was ich tun muss, ist dieses Licht suchen, mich in dieses Licht stellen, mich diesem Licht aussetzen. Es in meine verworrene Lebenslage scheinen lassen, in mein starres Herz, in meine finstere Seele, in meine panischen Gedanken und Gefühle. Das tut dann auch anderen gut, weil mein Leben so ein Reflektor seines Lichts wird. So wird es auch bei ihnen hell und warm.

Ich bete mit dem Theologen Dietrich Bonhoeffer, der kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs von den Nazis ermordet wurde:

In mir ist es finster,
aber bei dir ist das Licht;
ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht;
ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe;
ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede;
in mir ist Bitterkeit,
aber bei dir ist die Geduld;
ich verstehe deine Wege nicht, aber
du weißt den Weg für mich.

Jürgen Werth

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